Carl-Heine-Film
Das Theater aber ist dazu da,
unseren Blick zu erweitern.
(Peter Brook)
© Unternehmen Bühne 2020
„Ich bin Egoist, ich will mein Ziel durchführen, andere aber haben oder
werden den Nutzen davon haben, - aber so muss ich arbeiten, daß ich selbst
dabei bestehen kann und nicht zu Grunde gehen. Die eigene Existenz ist die
Grundlage des Schaffens für anderer Wohl und für die Allgemeinheit.“
C. Heine
Es ist der Abend eines Freitages im Jahre 1886. Zwei Männer sind auf
dem Heimweg in Leipzig Plagwitz nach einer Wahlveranstaltung.
Einer von ihnen ist Unternehmer, der andere ein befreundeter Arzt.
Sie gehen über die König-Johann-Brücke.
„Die Stadt sei in eigenem Interesse verpflichtet, den Kanal zu bauen.
Aber sie zeigt sich uninteressiert und deshalb habe auch die Regierung
keine Veranlassung das Projekt zu unterstützen.“ sagt der
Unternehmer plötzlich. „Ich bin nun 67 Jahre und werde mich in
meinen alten Tagen nicht weiter mit der Kanalfrage beschäftigen.“
Er drehte sich um und verlässt langsam die Brücke.
Der Arzt schaut ihm hinterher und überlegt, ob ihn das eben gehörte
beruhigen oder eher in Aufruhr versetzen sollte.
Carl Erdmann Heine wird 1819 als Sohn einer Kaufmannsfamilie in
Leipzig geboren. Trotz bedeutender Lehrer in seiner Schulzeit (er war
auf der Thomasschule) brachte er es nur zu mittelmäßigen
Leistungen. Schon von klein auf verfolgte ihn ein gewisser Drang zu
praktischer Tätigkeit. So legte er zum Beispiel im Sommer 1835, also
als Sechzehnjähriger, mittels unterirdischer Röhrenleitungen einen
Teich trocken und entwässerte eine Wiese. Später beschreibt er genau
diese Trockenlegung als Beginn seines Berufslebens.
Den Vorstellungen des Vaters entsprechend, studierte er zunächst
Jura, um Advokat zu werden. Doch die Mutter war es schließlich, die
ihren Sohn auf die Verwertung ihres beträchtlichen Grundbesitzes
lenkte. Sie übertrug ihm am 1.Mai 1842 die Generalvollmacht für
„Reichels Garten“ und gab damit einen entscheidenden Impuls, dass
Leipzig einige Jahrzehnte später zur Industriestadt wurde.
Durch einen Impuls des Industriekultur e.V. Leipzig, haben wir uns im
Januar 2018 entschlossen einen Dokumentarfilm über Carl Heine zu
machen. Dabei wollen wir besonders sein unermüdliches Schaffen,
seine großartige Leistung für die Stadtentwicklung Leipzigs, seine
humanitären Überzeugungen und seine enorme visionäre Weitsicht in
den Mittelpunkt stellen. Er wurde nicht nur zum Pionier und
Wohltäter des Leipziger Westens, sondern entwickelte einen
umfassenden, sich immer weiter entwickelnden Plan und schuf einen
Stadtteil, den es so nie gegeben hätte. Die Stadt warf ihm
regelmäßig vor, dass seine Planungen lediglich eigenen Interessen
gelten, doch er ließ sich davon nicht entmutigen, sondern ging große
finanzielle Kompromisse ein.
So initiierte er den 1856 begonnenen Bau des Plagwitzer Kanals, der
die Elster mit der Saale verbinden und billige Transportmöglichkeiten
für die sich am Kanal entwickelnde Industrie ermöglichen sollte. In
diesem Zusammenhang entstanden allein 14 Straßen- und
Eisenbahnbrücken zwischen der Elster und der Lützner Straße, die
vorwiegend von Heine selbst finanziert und gebaut wurden, nur
damit er seine eigene Vision in die Tat umsetzen konnte.
Die Filmteam
Tilo Esche
Produktion, Regie, Kamera, Schnitt
Enno Seifried
Beratung, Produktionsassistenz, Kamera, Musik (lost-place-film.de)
Roger Liesaus
Kamera, Recherche (rog-film.de)
Tilo Esche
Als ich begann als Theaterregisseur zu arbeiten, streifte mich das
Medium Film vor allem als visuelle Unterstützung und Verfremdung
von Inszenierungen. Durch einen regelmäßig zu geringen
Produktionsetat drehte ich die meisten Videos selbst und bearbeitete
sie anschließend. Später drehte ich einige Musikvideos und nahm an
einem Seminar „Drehbuchschreiben“ in Babelsberg teil.
Als mich dann der Filmemacher Enno Seifried 2011 bat, ihn bei der
Produktionsleitung seiner Dokumentarfilmreihe „Geschichten hinter
vergessenen Mauern“ zu unterstützen, hat mich das Thema Lost
Places nicht mehr losgelassen. Inzwischen konnte ich ihn bei der
Produktion von insgesamt 6 Dokumentarfilmen begleiten.
Durch die Beschäftigung mit Carl Heine, und ständig wachsender
Neugierde auf seine Aktivitäten als Unternehmer, Politiker, Visionär
und Familienmensch - entstand so ein Drehbuch zu einem
Dokumentarfilm, dass ich jetzt umsetzen werde.
Presse
LVZ vom 18.10.2018
Links
„Geschichten hinter vergessenen Mauern“
Dokumentarfilmreihe von Enno Seifried
Rog-Film.de
Dokumentarfilm über die Mitteldeutschen Motorenwerke
Industriekultur e.V. Leipzig